Auf den Spuren Jesu oder „Der Schwamm ist voll“

Familienpilgerreise ins Hl. Land vom 19.- 28. August 2022

Manuela Miller „Es gibt eine Zeit vor Israel und es gibt eine Zeit nach Israel.“, so ein Fazit mancher Israelpilger, die bei der Familien-Pilgerreise vom 19. bis 28. August 2022 mit Pater Stefan Strecker den Spuren Jesu nachgingen. Manche Bibelstellen werden die Teilnehmer der Reisegruppe im Anschluss an diese Erlebnisse in Israel anders hören; manche Bilder im Kopf und Emotionen im Herzen werden mitklingen.

Start in Galiläa

14 Jugendliche und 19 Erwachsene trafen sich am Flughafen in München, um gemeinsam nach Tel Aviv zu fliegen, um von dort das Abenteuer im luxuriösen Pilgerhaus des DVHL (Deutscher Verein vom Heiligen Land) in Tabgha direkt am See Genezareth zu starten. Von dort aus besuchten wir die Wohnhöhle der jungen Heiligen Familie in Nazareth, erfuhren, dass Josef höchstwahrscheinlich Steinmetz war und machten uns mehr vertraut mit der ganz anderen Welt des Orients.

Weitere Stationen waren Kafarnaum, wo wir bei Petrus einen Besuch abstatteten, eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth – dort tanzten wir sogar und sahen, wie ein Fischer das Netz zum Fang auswirft - sowie ein feierlicher Gottesdienst in der Kirche mit Bootsaltar in Migdal (Magdala).

Ein emotionaler Höhepunkt war die besondere Gelegenheit, gemeinsam an der Geburtsgrotte „Stille Nacht, Heilige Nacht“ singen zu dürfen. Wir waren kurz vor Schließung der Geburtskirche in Betlehem angekommen und so war sehr wenig los und das Singen erlaubt.

In Betlehem übernachteten wir bei den Brigitten-Schwestern, die uns sehr liebevoll umsorgten.

Dann ging es weiter in die Wüste. Die bergige, felsige Wüste mit ihrer Weite und Kargheit war sehr beeindruckend. Dass sich hier Menschen gerne zurückgezogen haben, um Gott näher zu sein, schien uns eher nicht sehr reizvoll.

Abends kamen wir in Jerusalem im Paulushaus an. Direkt am Damaskustor ist die Lage perfekt und die Altstadt lag zu unseren Füßen. Von der Dachterrasse überblickten wir die Altstadt und konnten das bunte Treiben bis spät in die Nacht beobachten und hören.

Dass die Heiligtümer der drei großen monotheistischen Religionen so eng beieinander sind, ist in Jerusalem besonders deutlich zu erleben und war beeindruckend. Der Besuch des Tempelberges (Islam), der Klagemauer (Judentum) und der Grabeskirche (Christen), war von der Entfernung her ohne Probleme zu bewältigen. Deutlich erlebbar waren auch die Festtage der unterschiedlichen Religionen. War für die Muslime der Freitag ein Feiertag, so wurden die Juden am Samstag zum Gebet aufgerufen und am Sonntag waren die Geschäfte von der Minderheit der Christen geschlossen.

Das Heilige Land entwickelt sich ständig weiter

Jerusalem birgt einige Überraschungen in sich: Neu war manchen, dass in der Grabeskirche sowohl der Felsen des Berges Golgotha, der Salbungsstein sowie das leere Grab ist. Die Kirche ist so vielfältig, beheimatet einige christliche Ausrichtungen, ist künstlerisch ein Meisterwerk und erstreckt sich über 3 Stockwerke.

Interessant war auch die Tatsache, dass die Franziskaner die meisten Ausgrabungen veranlassten und für die Erhaltung der meisten heiligen Orte sorgten.

Immer wieder kamen wir an einen Ort und auch Pater Stefan war überrascht, wie sich dieser in den letzten Jahren verändert hat: Nach wie vor wird sehr viel renoviert (momentan unter anderem Teile der Grabeskirche sowie die Dormitio), erweitert oder anders gestaltet. Israel mit seinen zahlreichen Ausgrabungen der vergangenen 20 Jahren verändert sich stark. Pilger, die vor 20-30 Jahren im Hl. Land waren, sollten also unbedingt ihre Reise wiederholen, weil sehr viele Erkenntnisse dazugekommen sind und Orte neu gestaltet wurden.

"Schwitzen für Jesus"

Man könnte die Pilgerreise auch überschreiben mit „Schwitzen für Jesus“. Kein Tag ging vorbei, an dem wir nicht total verschwitzt waren und unsere Kleidung einheitliche weiße Schweiß-Spuren zeigte.

War beim Kamelritt in der Wüste bei etwa 35 Grad alles noch ok, so kamen wir anschließend auf Massada bei vermutlich 45 Grad doch an unsere Grenzen. Ein „erfrischendes“ Bad im Toten Meer mit Wassertemperatur von 36 Grad (Außentemperatur 41 Grad) half da auch nicht wirklich weiter.

"Wir sind hier alle Hobby-Archäologen"

Viele Pilger haben nun ein Bild und eine Vorstellung von den Heiligen Orten und können eine Verbindung zu den entsprechenden Bibelstellen herstellen, doch hauptsächlich ist der geistige Tank gefüllt und die Teilnehmer der Reise haben die Herausforderung, diesen „gefüllten Schwamm“ zu Hause im Leben umzusetzen.

Pater Stefan ernannte uns zu „Hobby-Archäologen“ und führte uns an zahlreiche Stellen in Israel und berichtete stets frei und voller Begeisterung über die geschichtlichen, politischen und theologischen Erkenntnisse und Zusammenhänge. „Wir lassen uns geistig volllaufen“, so die Empfindung einer Pilgerin.

Die Teilnehmer der Gruppe brachten sich verschiedentlich ein

Durch Gebetsdienste, Impulse und Recherchen zu Kamelen, Pilgern in der Geschichte usw. brachten sich einige Mitglieder der Reisegruppe ins Programm ein.

Zum Tagesablauf gehörte die tägliche Hl. Messe, sowie die Abendrunde, bei der die Familien unter sich den Tag mit Hilfe einer Schriftrolle Revue passieren ließen.

Früchte, die wir nur aus dem Supermarkt-Regal kennen

Neben den unglaublich vielen Informationen und der Wirkung der Heiligen Orte, beeindruckten die Düfte der Blüten, Gewürze, die Orangen-, Mango-, Zitronenbäume, Bananen- und Dattelpalmen-Plantagen, die gezielt mit Tröpfchen-Bewässerung reichlich Früchte tragen.

In Deutschland werden wir die ständigen Hup-Geräusche von Jerusalem (nicht) vermissen, sowie das fünfmalige Aufrufen zum Gebet des Muezins. Der Suq (Markt / Bazar) ist ein Erlebnis. Während sich in den Straßen die Menschen tummeln und ihren Einkauf erledigen, fahren – natürlich hupend - voll beladene Motor-Wagen (orientalische Rikschas) durch die Gassen.

"Muss ein guter Christ eine Reise ins Hl. Land unternehmen?"

„Muss ein guter Christ eine Reise nach Israel unternehmen“, so die provokante Fragestellung? Nein, wir müssen diese Reise nicht antreten, um ein guter Christ zu sein. Doch kann sie helfen, unsere Beziehung zu Jesus zu beleben und tiefer wachsen zu lassen. Jedenfalls durften einige der Gruppe diese Erfahrung machen.

Und wo jeder seinen persönlichen Begegnungs-Ort mit Jesus, sein Highlight im Heiligen Land hat, ist ganz individuell. Manches bleibt noch zu entdecken und so kommt in dem ein oder anderen der Wunsch hoch, in ein paar Jahren wieder nach Israel zu pilgern. Auf jeden Fall war es ein besonderes Familienerlebnis, das unvergessen bleiben wird.

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